Zu zweit demokratisch wählen

Zahl der Maschinisten und Führungskräfte geht zurück -- Hauptversammlung der Feuerwehr Reichenau - 02.03.2018

Ansprechpartner: Thomas Baumgartner
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Bericht: Pressemitteilung
 

 

Pressemitteilung
Bericht: Nikolaj Schutzbach

Die Freiwillige Feuerwehr Reichenau zeigt bei Wahlen zwei wesentliche Eigenschaften. Im Vorfeld wird geklärt, wer sich nun für welches Amt zur Verfügung stellt. Diese Informationen werden vorbildlich auch den Presseeinladungen beigefügt. Der Vorteil dieser Vorbereitung liegt auf der Hand: Die Wahlberechtigten wissen, es gibt jemand, der Verantwortung übernehmen möchte.
Die andere Eigenschaft ist die der Überraschung. So kam es denn vor fünf Jahren zu einer überraschenden Wende, als einer der beiden Kommandantenstellvertreter nicht wieder gewählt wurde, sondern jemand, der nicht auf der Wahlliste stand. Über die Stilfrage lässt sich dabei streiten. Aber so etwas ist in einer Demokratie zulässig.
Dieses Mal gab die Wahl zum Stellvertreter des Jugendleiters ein Lehrbeispiel für Demokratie. An der Hauptversammlung im Feuerwehrhaus nahmen nur zwei Jugendliche von 15 teil. Die anderen konnten wegen Krankheit oder anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen. Martin Bussmann hatte sich vorab zur Wiederwahl gestellt. Die Auszählung ergab eine Stimme für ihn, und eine für Danny Blum.
Eine Beratung des Kommandos mit Bürgermeister Wolfgang Zoll und Kreisbrandmeister Carsten Sorg ergab, dass sofort ein zweiter Wahlgang stattfinden soll. Nachdem Danny Blum auf Nachfrage des Bürgermeisters erklärt hatte, seine eventuelle Wahl nicht anzunehmen, wurde schließlich Martin Bussmann mit zwei Stimmen gewählt. Die übrigen Wahlen erfolgten teils einstimmig oder mit sehr großen Mehrheiten.
"Das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager wird uns ganz stark beanspruchen", betonte Kommandant Andreas Schlegel. Rund 700 Gäste und über 30 Jugendfeuerwehren würden vom 25. bis 30. Juli erwartet. "Ich hoffe, dass wir dadurch ein paar neue Mitglieder bekommen", erklärte Jugendleiter Sebastian Böhler.
Am Projekt 2030, das beschreiben soll, wie sich die Gemeinde in den kommenden Jahren entwickelt, nehme die Feuerwehr ebenfalls teil, berichtete Schlegel. In den kommenden sechs Jahren würden etliche Feuerwehrleute in die Altersabteilung wechseln. Ein aktiver Feuerwehrdienst ist nur bis zum vollendeten 65. Lebensjahr möglich. "Wir verlieren dadurch sieben Maschinisten und fünf Führungskräfte", mahnte der Kommandant. Dazu komme, dass der Lastwagen-Führerschein nicht mehr bei der Bundeswehr erworben werden könne.
"Die Zeiten, als jedes Jahr vier bis fünf Jugendliche in die aktive Wehr gewechselt sind, sind vorbei", erläuterte Schlegel. Zudem seien viele der jungen Feuerwehrleute wegen ihres Berufs nicht mehr Tag und Nacht auf der Insel. Etliche würden nach ihrem Schulabschluss auswärts studieren oder manche ein Auslandsjahr einlegen. "Die fehlen uns bei den Einsätzen", betonte er. Bis sie vielleicht zurückkehren um hier eine Familie zu gründen, könnten Jahre vergehen. "Wir müssen in den nächsten Jahren versuchen, stärker Nachwuchs zu gewinnen. Die Verwaltung ist gefordert, dass sie uns unterstützt", ergänzte Andreas Schlegel.
Eine weitere Herausforderung sieht der Kommandant ist den schärfer werdenden Gesetzen, Verordnungen und Prüffristen. "Das ist selbst für Hauptamtliche schwierig", sagte er nachdrücklich. Im Mai 2019 solle endlich die Umstellung der Alarmierung auf Digitaltechnik erfolgen. Rund 30 000 Euro würde die Beschaffung von 70 Funkmeldeempfängern
("Piepsern") und die Anpassung der Technik im Feuerwehrhaus kosten.
Diese Investition könne nur in einem Rutsch erfolgen, erinnerte er Bürgermeister und Gemeinderäte.
Das Ehrenamt entlasten möchte Kreisbrandmeister Sorg durch die Einrichtung dreier hauptamtlich betriebener Versorgungsstellen im Landkreis. Als Standorte seien im Gespräch Konstanz, Rielasingen und Stockach. Dort sollen unter anderem Schläuche repariert, Atemschutz- und Messtechnik gewartet und Kleidung gereinigt werden. "Wir holen ab und liefern wieder", betonte er.
In einer kurzweiligen Bilderschau ließ Pressesprecher Thomas Baumgartner die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres noch einmal aufleben.
Besonders tragisch sei der Schiffszusammenstoß im Gnadensee verlaufen, bei dem ein Junge so schwer verletzt wurde, dass er ein Bein verlor.
"Die 67 Einsätze waren ziemlich viel", erklärte Thomas Baumgartner. Dazu zählten Unwetter, Schilfbrände, Verkehrsunfälle und Ölspuren.

INFOKASTEN/BEISTELLER
Wahlen: Kommandant Andreas Schlegel, Stellvertreter Sebastian Böhler und Johannes Deggelmann, Leiter Jugendfeuerwehr Sebastian Böhler, Stellvertreter Martin Bussmann, Leiter Altersabteilung Karl Huber, Stellvertreter Manfred Wendt.
Ehrungen: 40 Jahre: Pirmin Beck und Stefan Riebel; 25 Jahre: Thomas Huber und Daniel Wehrle; 10 Jahre: Christian Böhler, Sabrina Futterer, Kai Hermann und Markus Schlegel. Peter Kude wurde für seine 35-jährige Tätigkeit als Kassier geehrt. Er wird das Amt demnächst an einen Nachfolger übergeben, den der Feuerwehrausschuss wählt.
Statistik: Zum Jahresende hatte die Feuerwehr Reichenau 61 aktive Männer und drei Frauen und damit in Summe drei weniger als 2016. Die Jugendfeuerwehr legte um zwei auf 13 zu. Aktuell hat sie 15 Mitglieder.
Die Altersabteilung hat 18 Mitglieder. Sie verzeichnete 2017 zwei Todesfälle. Die Angehörigen der Feuerwehr leisteten 6313 ehrenamtliche Stunden.

Herzlichen Dank an Nikolaj Schutzbach für den Bericht.


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